LESERFRAGEN EXPERTENTELEFON \"Impfen gegen Krebs\" am 23.9.2010

Zehn wichtige Fragen zum Thema "Schutz vor Gebärmutterhalskrebs - Impfen als Chance"

 

 
 

 

 

 

 

Wie werden Humane Papillomviren (HPV) übertragen? Und ist die Gefahr, durch sie Gebärmutterhalskrebs zu bekommen, wirklich so groß?

  • Prof. Dr. med. Monika Hampl: Mit den HP-Viren stecken sich junge Frauen in der Regel beim Geschlechtsverkehr an. Manchmal reicht es auch, wenn die Haut bzw. die Schleimhaut damit in Kontakt kommt - zum Beispiel beim Petting. Andere Übertragungswege sind sehr selten. Bei 70 bis 80 Prozent der Frauen heilt die Infektion etwa innerhalb eines Jahres ohne Symptome aus. Von 100 Frauen, die sich mit dem Virus infizieren, werden sich später circa vier wegen Zellveränderungen am Gebärmutterhals behandeln lassen müssen und circa eine erkrankt an Gebärmutterhalskrebs.

Ich bin 22 Jahre alt und würde mich gerne impfen lassen. Muss ich selbst bezahlen oder übernimmt meine Kasse die Kosten?

  • Prof. Dr. med. Monika Hampl: Die Krankenkassen sind verpflichtet, die Kosten für die Impfung bis zum abgeschlossenen 17. Lebensjahr zu übernehmen. Also muss Ihre Kasse zwar nicht mehr zahlen, es lohnt sich aber, nachzufragen. Denn immer mehr Kassen übernehmen die Kosten auch für junge Frauen ab 18 Jahren.

Ich hatte schon Sex. Da nutzt die Impfung doch gar nichts mehr. Oder?

  • Prof. Dr. med. Monika Hampl: Das stimmt so nicht. Denn: Nicht jeder steckt sich beim ersten Mal an. Wenn der Partner keine Viren an sich trägt, bekommt man von ihm auch keine Infektion. Zudem steckt man sich fast nie mit allen vier Viren (HPV 6, 11, 16, 18), gegen die wir impfen können, gleichzeitig an. Aus diesem Grund kann eine Impfung, selbst bei einer Infektion mit einem HPV-Typ, noch gegen die anderen Typen wirksam sein.

Ich habe viel über schlimme Nebenwirkungen der HPV-Impfung gehört. Stimmt das?

  • Dr. med. Michael Wojcinski: Als mit den Impfungen im Jahr 2006 begonnen wurde, konnte man aus den unterschiedlichsten Beweggründen in der Presse viel über Beschwerden wie Schwindel, starke Übelkeit oder ausgeprägte Gleichgewichtsstörungen lesen, die in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung auftraten. Keine dieser gemeldeten Nebenwirkungen hat sich aber als Folge der Impfung herausgestellt. Inzwischen sind etwa 60 Millionen Impfdosen gegeben worden und man kann sicher sein, dass die Impfung genauso gut verträglich ist wie alle anderen Standardimpfungen, die Kinder ebenso wie Erwachsene erhalten.

Beim Sex benutze ich immer ein Kondom. Damit bin ich doch gegen eine Infektion mit HPV geschützt, nicht wahr?

  • Dr. med. Michael Wojcinski: Leider stimmt diese oft geäußerte Ansicht nicht. Die Humanen Papillomviren, mit denen man sich infiziert und welche die Krankheit auslösen können, sitzen nämlich nicht nur auf der Haut oder der Schleimhaut, die von dem Kondom bedeckt wird. Sie befinden sich auch auf anderen Hautpartien, sogar an den Schamhaaren. Aufgrund der Möglichkeit, sich mit anderen Viren oder Bakterien zu infizieren, ist es zwar stets ratsam, ein Kondom zu benutzen. Aber einer HPV-Infektion kann am zuverlässigsten durch die Impfung vorgebeugt werden.

Muss ich nach der Impfung noch zur Früherkennungsuntersuchung beim Frauenarzt gehen?

  • Dr. med. Michael Wojcinski: Die Impfung schützt vor den beiden häufigsten Virustypen, die in der Lage sind, Krebsvorstufen und danach Krebs auszulösen. Das sind die HPV-Typen 16 und 18, die für etwa 70 Prozent aller Arten von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind. Zusätzlich wirkt einer der beiden verfügbaren Impfstoffe gegen zwei Typen, die Genitalwarzen verursachen - die Typen 6 und 11. Damit der Arzt aber die Chance hat, durch andere HP-Virentypen verursachte Krebsvorstufen zu erkennen, bevor sich ein Tumor entwickelt hat, muss die Krebsfrüherkennungsuntersuchung unbedingt weiter regelmäßig wahrgenommen werden.

Meine Freundin hat mir erzählt, dass bei ihr eine so genannte Konisation durchgeführt wird, um Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs zu behandeln. Was verbirgt sich dahinter und ist das ein riskanter Eingriff?

  • Fara Maleki: Konisation bedeutet, dass man das Gewebe im Bereich des Gebärmutterhalses entnimmt, wo es Zellveränderungen gibt. Es kann herausgeschnitten oder mittels eines Lasers entfernt werden. Man versucht, so wenig wie nötig zu entnehmen. Glücklicherweise verläuft dieser Eingriff in den meisten Fällen ohne Probleme und Nachwirkungen.

Ich habe gelesen, dass HP-Viren auch Genitalwarzen auslösen können. Wie können diese behandelt werden? Und kann ich mich davor schützen?

  • Fara Maleki: Ja, es stimmt, HP-Viren können Feigwarzen verursachen. Leider schützen Kondome auch in diesem Fall nicht zuverlässig vor einer Infektion. Einer der beiden Impfstoffe wirkt auch gegen die Typen 6 und 11, die ca. 90% aller Genitalwarzen auslösen. Hat sich bereits eine Warze gebildet, so behandelt man sie entweder lokal mit einer speziellen Lösung oder mithilfe einer Creme, was langwierig und schmerzhaft sein kann. Möglich ist auch, die Genitalwarze durch einen Laser abzutragen - das geht schnell, schmerzt in der Folge jedoch ebenfalls.

Ich möchte mich gegen Gebärmutterhalskrebs impfen lassen. Wie genau läuft die Impfung ab und was muss ich beachten?

  • Katja Berger: Zunächst gibt es ein Aufklärungsgespräch, bei jungen Mädchen am besten gemeinsam mit Mutter oder Vater, weil Erziehungsberechtigte bis zum Erreichen des 16. Lebensjahrs der Impfung zustimmen müssen. Offene Fragen werden geklärt und es kann danach auch schon die erste Impfung von insgesamt drei gegeben werden. Die nächste gibt der Arzt etwa zwei Monate später, die letzte in etwa ein halbes Jahr nach der ersten - alle in der Regel in den Oberarmmuskel, wie bei anderen Impfungen auch. Die erforderlichen drei Impfdosen sollten innerhalb eines Jahres gegeben werden.

    Am Tag der Impfung sollte man keinen fieberhaften Infekt haben und anschließend übermäßige sportliche Aktivitäten möglichst vermeiden. Der Arm kann an der Impfstelle ein wenig anschwellen und sich schwer anfühlen, leichtes Fieber ist möglich.

Bei meinem letzten Frauenarztbesuch ist bei mir eine auffällige Zellveränderung an der Gebärmutter festgestellt worden. Was nun?

  • Katja Berger: Zellveränderungen kommen häufiger vor. Sie können zum Beispiel auch durch Entzündungen oder Hormonmangel entstehen und bilden sich meist spontan oder nach einer Therapie wieder zurück. Nach drei bis sechs Monaten sollte der Abstrich erneut kontrolliert werden, in manchen Fällen wird eine Lokalbehandlung im Vorfeld empfohlen (z. B. hormonell oder antimikrobiell). Je nachdem, wie die Ergebnisse der wiederholten Untersuchung ausfallen, gibt es unterschiedliche Empfehlungen für weitere Kontrollen. HP-Viren können zwar Zellveränderungen auslösen, grundsätzlich ist das menschliche Immunsystem aber in der Lage, eine Infektion mit derartigen Viren wieder auszuheilen. Daher gilt es meist, abzuwarten. Wird jedoch eine höhergradige Zellveränderung, z. B. ein PAP IV a, festgestellt, ist es ratsam, den Muttermund unter der Lupe zu betrachten und eventuell gezielt Gewebeproben verdächtiger Schleimhautareale zu entnehmen, um die Ursache abzuklären.
Quelle: deutsche journalisten dienste (djd),
Gesundheitsthemen